Liebe Musik- und Orgelfreunde!
so wohltuend habe ich persönlich den Kontrast zwischen der konzentrierten Fokussierung der Fastenzeit und dem „wieder aus dem Vollen schöpfen können“ optisch und akkustisch, ja musikalisch – und aktuell könnte man auch sagen, ganzheitlich selten erleben dürfen!
Auf die musikalische Begrenzung durch Abstandsvorschriften, kombiniert mit der liturgischen Beschränkung und für die Fastenzeit in charakteristisch zurückhaltender, meditativer Musikausrichtung in den Gottesdiensten, folgt der Osterjubel des „Halleluja“: Festliches Orgelspiel, freudig und farbenreich, ausgelassen und erhaben, trifft ab dem Gloria der Osternacht wieder auf die jubilierende Vielfalt der Gesänge und dies auch trotz derzeitiger Einschränkungen. Die Osternacht in der Pfarr & Wallfahrtskirche Anzing – gestaltet mit sechs Sängern des Kirchenchors als mehrstimmiger Schola plus Orgel.
Live-Mitschnitt der Anzinger Osternacht hier:
https://www.youtube.com/watch?v=GFKDdLsDN5E&t=621s
Als Steigerung erfolgte am Ostermontag die Aufführung von W. A. Mozart´s Spatzenmesse, KV 220: An der Emporenbrüstung wurden abstandhaltend vier Vokalsolisten platziert, begleitet von vier „maskierten“ Geigen, stark rückversetzt mit der Orgel in der Mitte und auf der anderen Seite von Cello und Bass flankiert.
Live-Mitschnitt des Anzinger Festgottesdienstes am Ostermontag mit Orchestermesse:
https://www.youtube.com/watch?v=nHiV0juiJTU&t=5s
Musik, die nicht nur den Kirchenraum erfüllt und von ihm Besitz ergreift und ausfüllt, sondern auch mit der Aufstellung die volle Breite des Kirchenraumes nutzt – ein Erlebnis, das Klänge sichtbar und das Optische hörbar macht.
Begrenzung und Fülle – Kontraste, aus deren Kombination sich eine ganz neue Wirkung entfalten kann. So ist es auch mit dem nahtlosen Übergang von Passion und Auferstehung.Nachtstehend, hierzu ein paar österliche Gedanken:
Am Karfreitag:- Da bebt nach dem Kreuzestod Jesu die Erde, es wird dunkel und der Vorhang im Tempel zereisst. Das leuchtende Leben Jesu erlischt, wie das Tageslicht, die Erde verneigt sich vor dem Schöpfer und trauert vollumfänglich mit. Tod und Leben sind bis heute nah zusammen, ein Kontrast, der jeden Menschen, der dies miterlebt, (wie den Vorhang im Tempel) vor eine „Zerreißprobe“ stellt.
Der Kontrast zur in Dunkelheit versunkenen Welt am Karfreitag, der Kontrast für eine in Trauer starre und handlungsunfähig gewordene Welt, die dennoch und immernoch, ohne Unterbrechung von Gott geliebt wird ist das Geschehen in der Osternacht.
Hier geht es entgegen alles bisher gekannten, alles möglich erscheinenden wieder anders herum: Ein Kontrast und diesmal auch noch über Grenzen hinweg, den man nie für möglich gehalten hätte (vermutlich auch, weil man aufgehört hat zu hoffen damit den Glauben der Kapitulation vor dem Tod und Trauer preisgegeben hat):
Strahlendes Licht in dunkler Nacht aus dem Grab und wiederum erbebt die Erde! Diesmal zerreißt kein Vorhang – es erzittern und bersten Steine und der große Stein gibt den Eingang des Grabes frei und nicht nur den Eingang – Jesus ersteht strahlend aus dem bewachten Grab zum Leben! Alte Kontraste werden für einen Moment aufgehoben, ja umgekehrt. Während der Mensch sich durch das Erkennen Gottes bekehrt (wie dies der Haupmann auf Golgotha tat), kehrt Gott alles im Leben des Menschen um der an in Glaubt. Ungeahnt, tritt ein, was außerhalb von Gewohnheit und Normalität möglich erscheint. Durch die Umkehrung des Dunkels zum Licht und sogar durch die Wandlung vom Tod ins Leben wirkt die lichtvolle Seite des Lebens neu, kraftvoll und stärkend! Glaube und Hoffnung sind wieder da! …Aber warum – und was ist eigenlich mit der Liebe, die Gott ja als Schöpfungsgrund für uns Menschen „kreativ werden ließ“ und die auch Christus fähig gemacht hat zum Leiden und Durchhalten bis zum Tod…Diese Liebe, die „einzige Schwäche“ Gottes für seine Erde und -Geschöpfe und die Liebe für seinen Sohn, sie war unauslöschlich – ununterbrochen und durchgegend war sie da. Diese Liebe bekommt nun in mit der österlichen Perspektive der Auferstehung wieder Aufwind und entfaltet so viel neue Kraft, dass Hoffnung und Glaube wieder erneut zu blühen beginnen – nicht wie (von zuvor) gewohnt, sondern in ganz neuer Form, Fülle und Ausprägung!
OSTERN, trotz(t) allem!
Bei aller Besonderheit dieser Zeit – es wird trotzdem Ostern!
Trotz aller Verzweiflung, dem Gefangensein in den eigenen Möglichkeiten und der Konfrontation mit dem eigenen Unvermögen – es wird trotzdem Ostern!
Bei aller Erkenntnis, wie klein und machtlos wir sind,
wie sehr wir der Liebe Gottes bedürfen und wie ausgeliefert wir sind,
in Momenten von Dunkelheit, Einsamkeit, Krankheit und Tod –
es wird OSTERN:
Nicht nur trotzdem ABER GERADE DESHALB!
Lassen wir uns davon ergreifen! Leben und erleben wir eine ungeahnt neue und lebendige Vielfalt als österliche Menschen!
Durch Klang ergreifend und erfüllend soll dies in der Kirchenmusik der Osterzeit in der Pfarrkirche Anzing erlebbar zum Ausdruck kommen – so war dies auch in der Andacht mit österlicher Kirchenmusik. Hier zum nachhören:
https://www.youtube.com/watch?v=3EZjYVR_4B0&t=1994s
Ihnen und Euch eine ermutigende, gesegnete Osterzeit und alles Gute!
Ihr und Euer
Korbinian Maier