Advent/Weihnachten 2021 – Von ängstlicher Enge zur geöffneten Weite inneren Wartens

Liebe Musik- und Orgelfreunde,

auch in diesem Jahr und in dieser besonderen Zeit grüße Sie und euch ganz herzlich mit Textimpuls und Musik!

bshMUSIKALISCHE EINSTIMMUNG:

https://www.youtube.com/watch?v=rgUZsr__Zb8

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Andacht zum Heiligen Abend aus der Wallfahrtskirche Anzing (2020) unter:

https://www.youtube.com/watch?v=1YiTTgxxnZE&t=190s

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IMPULS:
Vor einem halben Jahr noch hatten wir den Eindruck als würde alles wieder „aufmachen“, „hochfahren“, weit werden und manche erhofften auch, dass es mit dem kleinen Stück gewonnener Normalität wieder ein Bisschen wird, wie vorher.
Stattdessen überschlagen sich die überarbeiteten Informationen bezüglich neuer Zahlen und Maßnahmen aus dem Gesundheitswesen und wieder betrifft es uns ganz und mit voller Wucht. Das Gefühl, nicht vorwärtszukommen, auf der Stelle zu treten und nicht nur die erschöpfte Frage nach „Warum und Wieso“ sondern auch nach dem „Wann“ einer stabilen, gesamtheitlichen Veränderung wird immer lauter:

– Schon längst sollte es nicht mehr um äußere Freiheiten gehen –
geht es für viele doch um Leben oder Tod!

– Schon längst ist die Beengung der Angst oftmals und vielerorts größer als die erforderliche Weite, einer solidarisch-vernünftigen und weitsichtigen sowie einsichtigen Haltung des behutsamen Miteinanders, um Andere und auch mich selbst zu schützen. Und so manche fehlende Ensicht angesichts der immer wieder neu abverlangten Flexibilität bringt die Gesellschaft an Ihre Grenzen.

– Schon längst spüren wir schmerzhaft die Auswirkung von Einschränkung und Grenzen. Unruhe statt aushaltendes Warten macht sich breit und immer mehr Selbstbezogenheit in starker Ohnmacht. Äußeres Gelärme nach Freiheit, das doch seine Ursache in der Verunsicherung tief in uns selbst hat, dringt zudem so manches Mal als kraftloser Hilfeschrei einer mit Ihren eigenen Problemen ganz und gar beschäftigten Gesellschaft befremdlich anders und verändert nach aussen. Vor diesem Hintergrund erscheint es doch wirklich unpassend, dass es nun auch noch Advent wird und es auf Weihnachten zu geht, wo doch dieses Jahr kein Platz ist, für dies alles und es uns weder ins „Konzept“ noch in den Kalender zu passen scheint. Denn schließlich sind wir ja mit unseren Sorgen und Nöten zu Recht beschäftigt und so garnicht in rechter Stimmmung. Das dürfte doch auch wirklich jeder verstehen….. ODER?

Dieses „Oder“ lässt uns einen Moment innehalten. Dies ist die Chance, der entscheidende „Spalt in der Tür“, der versteckt und zunächst anders aussieht als wir  das erwarten würden:
Vor über 2000 Jahren war auch kein Platz in der Herberge für eine schwangere Reisende – und doch wurde uns Christus geboren. So anders. Ganz anders als man je gedacht hätte. Damals war die Welt auch mit sich so sehr beschäftigt: Volkszählung, römische Herrschaft. Niedergeschlagenheit darüber und Angst vor der Zukunft –
und es passte auch seinerzeit weder zur Stimmung noch in den Kalender.

Nur wenige wagten es auf das ganz und gar Unmögliche zu hoffen und zu warten!

Diese Option, dieses kleinen Wörtchens „ODER“ als Alternative zur sonst so erstarrten Ausweglosigkeit, haben wir auch dieses Jahr, im Advent:

Wenn wir uns Öffnen, dass wir innerlich beschenkt werden können von dem, auf den wir warten –

wenn wir trotz Angst und kurzer Sicht den Versuch IN UNS SELBST wagen,
den handbreiten Spalt der Tür zu vergrößern –

wenn wir versuchen, nicht deswegen – weil es immer so war – zu glauben,
sondern trotz allem, was uns jetzt zu daran zu hindern scheint-

dann wird die innere Enge und Angst einer vertrauten, wärmenden Weite Platz machen müssen! Solidarität mit Weitblick und den Blick um uns herum, für unsere Mitmenschen findet wieder einen Platz in uns! Die „Herzenstore“ werden weit und die Hoffnung eines stillen, bewussten und friedenschenkenden, ja auch ungeduldig-freudigen Wartens kehrt zu uns zurück!

Die Weite innen, die Wärme außen in der Wahrnehmung aller Sinne tritt hervor, ja in den Vordergrund – trotzdem was da noch ist und vorher war:

ADVENT:  So anders – zuerst befremdlich und unpassend.
ADVENT:  So still, übertönt und versteckt erblühend.
ADVENT:  So behutsam, hoffnungsvoll und alles ergreifend
ADVENT: So erklingt es in uns erst leise aber dann alles erfüllend!

Lieder, alt und vertraut, unwirklich aber so einzigartig und klangvoll –
innerlich raumschaffend, bis wir wieder Platz finden in uns, wir selbst zu sein.

ADVENT –  in diesem, inneren Raum, wartend auf die Ankunft des Friedens.
WEINACHTEN wird es dort, wenn unser Herz am Ende des Wartens zur Krippe geworden ist!

Wenn wir uns überwinden, die Tür in uns zu öffnen und gegen alle Widrigkeiten unserer Zeit der Hoffnung und der Liebe glauben, dann gehen wir adventlich auf den zu, der auf uns wartet und der schon längst  vor uns unsere eigene, innere Welt überwunden hat – Christus – an Weihnachten – in uns und immer wieder neu!

Dass dies so in jedem und für jeden ganz persönlich hoffnungsvolle und erfüllende Wirklichkeit an Weihnachten werden möge, das wünsche ich uns allen!

Ihr und Euer
Korbinian Maier