Liebe Musik – und Orgelfreunde,
in der gegenwärtigen Situation mag sich manch Einer fragen:
„Braucht es in dieser Situation, in der man ohnehin auf so viel Gewohntes und Liebgewonnenes verzichtet – braucht es da zudem noch die erlebbare Reduktion der Fastenzeit in der Prägung der christlichen Kirchen des Abendlandes?
Viele verneinen dies für sich in verständlicher Weise, da man zur Zeit ja über die Maßen bereits unfreiwillig eingeschränkt ist und dies sehr viel Kraft kostet. Andere halten am Begehen der Fastenzeit fest, machen aber die Erfahrung, dass es ganz anders wird, als man es aus der eigenen Erfahrung bisher kannte. Und wieder andere sind sich letztlich nicht sicher und können sich nicht entscheiden und dazu durchringen, auch wenn es vermutlich, durchaus gut tun könnte, mit einem neuen Ansatz das oft dumpf-monotone Gedankengut aufzubrechen.
Aber geht das denn mit zusätzlicher Beschränkung?
Auch haben wir ja alle denselben Wunsch gemeinsam: Stärkung zu erfahren und gestärkt aus der aktuellen Situation herauszufinden und -hervor zu gehen!
Ich persönlich denke: Die persönliche Chance liegt im Versuch. Dazu muss man nicht allzu streng mit sich sein und nichts zusätzlich Beschwerliches suchen, um dies zu ertragen oder durchzuhalten.
Viel mehr geht es um Reduktion, neue Ausrichtung und dadurch gewonnene Fokussierung: Wenn beispielsweise eine Reduktion von Balast aus vielfältigen, angehäuften und gescheiterten Versuchen glücklich zu werden in die Ausrichtung einer Strecke des eigenen Lebensweges nach verschiedenen Bibelversen (gewissermaßen als Wegmarken, Leitfaden oder Richtschnur) mündet und dadurch den Blick auf Kreuz und Auferstehung frei gibt entsteht nicht nur neuer Raum, weitere Luft zum Durchatmen und Kreativität. Der Wolkenhimmel reißt auf, das Blaue kommt zum Vorschein und wir erleben die einzigartige Schönheit eines Sonnenstrahls, der alles Trübe durchdringt.
So ist es auch in diesem Jahr mit uns und mir, mit jedem, der sich traut, trotz allem, seine eigene Fastenzeit erneut zu begehen.
Schritt für Schritt wird aus dem Begehen dieses Weges ein Gestalten: Wir erleben das Mitgehen einer kreativen Wirkung, eine Stärkung und Festigen unserer Schritte und bekommen so Gedanken und Gefühl frei von Beschränkung und Beklemmung. In der Regelmäßigkeit unserer Schritte und des Atems sind wir im gefundenen Rythmus auf dem Weg, auf den wir uns gemacht haben. Im Weg zum Berggipfel reißt nun der Himmel auf und gibt den Blick auf das Gipfelkreuz frei, das in der Sonne glänzt. – Das Kreuz kann es sein: Fokus und christliches Zeichen vergangener Mühsahl und von unzähligem Leid aber auch Zeichen ganz aktueller und im „Jetzt“ stattfindender Hoffnung auf eine neue, lebendig-wirksame Zukunft. Das Kreuz am Gipfel – es steht fest, in den dunkelsten Stürmen, als stiller Zeuge und wartet darauf, gesehen zu werden, wenn die Luft wieder klar ist und es uns immer noch hinweist auf die einzige Stabilität und Botschaft, die dieses Zeichen geheimnisvoll in sich trägt: Die senkrechte Linie – hinweisend auf die Verbindung zwischen Himmel und Erde, Schöpfer und Geschöpf. Die Waagrechte wirkt gleichsam umarmend und freigiebig einladend, die Freiheit mit ausgesteckten Armen zu spüren: Der Mensch aus göttlich-liebender Hingabe geboren und zur glaubenden Freiheit an Kreuz und Auferstehung berufen! Die Freiheit, dies zu glauben steht jedem, einladend und als persönlicher Neuanfang offen.
Nehmen wir dieses Bild, diese kraftvollen Gedanken an und geben dies an andere weiter, so kommen wir bereichert und gestärkt aus dieser Fastenzeit hervor!
Einen kleinen hoffnungsvollen, musikalischen Ausblick darf ich an dieser Stelle schon geben, verbunden mit herzlicher Einladung zu den geplanten Gottesdiensten sowie den „ANZINGER ORGELKONZERTEN 2021“ (s. Faltblatt & bald auch in der Terminleiste).
Lassen Sie sich und Ihre Gedanken durch ausgesuchte Musik begleiten, intensivieren Sie dies mit Augenblicken der Stille an besonderen Orten und bleiben wir verbunden mit dem hoffnungsvollen Ausblick auf ein gesundes, klangerfülltes und baldiges Wiedersehen!
Herzlichst und mit besten Wünschen –
Ihr und Euer
Korbinian Maier