Weihnachten 2017: Ein Fest der „Sehn-Sucht?“

Liebe Musik und Orgelfreunde!

Euch allen wünsche ich gesegnete und friedvolle Weihnachten mit viel schöner erbaulicher Musik und das Erlebnis eines erfüllenden Heiligen Abends!

DSC_5231

Barocker Trompetenengel auf dem Orgelgehäuse in der Pfarrkirche Offenstetten

„Weihnachten“ – hier ein paar Gedanken:
Ist dieses Fest überliefert noch das, was es sein soll oder ist es, ständig aktualisiert, verkommen zu einem Gefühl, das nicht mehr da ist und wo der fehlende Bezug fast gänzlich von Kommerz überlagert wurde?

Ein „Nein“ auf diese Frage wäre wünschenswert, entspricht aber nur den Tatsachen wenn es uns darum geht, wie wir feiern oder besser, wie bewusst, authentisch und ohne ein aufgesetztes „Es muss doch so sein“. Wenn wir wörtlich „tiefgreifend“ und in aller Einfachheit bzw. Wesentlichkeit feiern wollen, kommen wir um den Ursprung und Grund des Festes nicht herum:
Die wesenhafte Berührung des Menschen als Geschöpf durch Gott als seinen Schöpfer.

Rührung löst auch heute dieses Fest noch aus. Dies soll nicht abgetan oder weggewischt werden, fragen wir lieber nach dem “Warum?”.
Ursache dieses Rührung, dieses Gefühls, ist ein inneres Berührtsein, dass uns in den stillen, stimmungsvollen Momenten der heiligen Nacht auffällt und uns späterstens beim Lied „Stille Nacht“ plötzlich mitnimmt –  einem Lied, das in einfachsten Worten alles sagt, was an Weihnachten aus der Sehnsucht des Menschen und aus Sichtweise des Schöpfers und seiner Sehnsucht nach der Nähe zu den Menschen geschieht: Begegnung als Ergebnis einer Wartezeit des Sehnens, das in unserem persönlichen Advent sucht und nun endlich findet, wörtlich: „Sehnsucht!“

Heute würde man nur, erst einmal (und wohl eher oberflächlich), dem Menschen im betriebsamen Treiben des Weihnachtstrubels  mit seiner Sehnsucht “eine Sucht nach Erfüllung” unterstellen, eine „Harmoniebedürftigkeit“, die immer größer wird, je schneller und lauter unsere Zeit wird und unsere Gefühle überdeckt. Dahinter liegt aber doch als Ursache das Sehnen und die Suche nach einem inneren Angekommensein, einem vollkommenen Angenommensein.

An Weihnachten wird Gott im Kind Mensch und nimmt uns an wie wir sind!

Das ist seine Antwort auf unser Warten und Sehnen. Das ist die Botschaft von Weihnachten in aller Schlichtheit. Und das ist der Kern, die Ursache der Rührung und Berührung, die immer noch nach so langer Zeit in uns Wirkung zeigt.

Wir haben allen Grund festlich zu feiern, zu singen und zu musizieren:
„Christus der Retter ist da!“

Ich wünsche Euch allen, dass ihr dieses Weihnachtsgeheimnis mit allen „Registern“ Eures Seins spüren und erleben könnt – im berührenden Wort, im privaten Miteinander und in dem Geschenk der festlichen Musik!

In diesem Sinne Euch allen „Frohe Weihnachten!“

Euer
Korbinian Maier